Neubau Oderbrücke Küstrin

Wir freuen uns, mit der bautechnischen Prüfung an zwei Bauwerken beteiligt gewesen zu sein, die 2025 mit dem Deutschen Brückenbaupreis geehrt worden sind.

Der Ersatzneubau der EÜ Oderbrücke Küstrin wurde als vierfeldriger zweigleisiger Durchlaufträger mit Einzelstützweiten 130 m – 46,4 m – 46,4 m – 43,5 m errichtet. Die Hauptöffnung über die Oder wird durch einen Netzwerkbogen überspannt. Versteifungsträger und Bögen sind als Hohlkästen ausgebildet, die Hänger aus Carbon mit kreisförmigem Querschnitt. Die Bögen sind korbhenkelartig geneigt und am Bogenscheitel sowie nahe der Drittelspunkte durch vierendeelartige Portalverbände gegeneinander ausgesteift. Die Hänger werden in ein äußeres und ein inneres Set mit jeweils 22 Carbon-Hängern je Bogenebene unterteilt. Die drei Öffnungen im Vorland sind als Trogquerschnitte ausgeführt, wobei die Konstruktion der Fahrbahnebene des Stromfeldes entspricht.

Die Vormontage des Bogentragwerkes einschließlich des ersten Vorlandfeldes erfolgte am westlichen Ufer, die weiteren Vorlandfelder wurden am östlichen Ufer vormontiert. Für das Fügen des Bauwerkes wurde die westliche Montageeinheit mittels SPMT sowie Litzenziehern insgesamt rund 190 m über die Stromöffnung verschoben. Aufgrund der schwierigen Schifffahrtsbedingungen in der Oder wurde die Verschubtechnologie bereits frühzeitig auf einen stationären Verschub mit Hilfspfeilern in den Drittelspunkten der Stromöffnung abgestellt. Nach dem abschließenden Verschweißen erfolgte die Herstellung der Verbundfahrbahnplatte und der Einbau der Fahrbahn sowie der Brückenausstattung.

Der Planungs- und Herstellungsprozess war durch außerordentliche technische Herausforderungen geprägt. Die grundsätzlichen Herausforderungen bei der Optimierung des Hängernetzes – GMG verfügt hier über mehr als 20 Jahre Erfahrung – wurden hier durch die Besonderheiten des statischen Systems als Durchlaufträger noch verstärkt. Die erstmalig im Eisenbahnbrückenbau angewendeten Carbonhänger mit ihren verstellbaren Anschlusskonstruktionen mussten im Vorfeld einen intensiven Genehmigungsprozess durchlaufen.

GMG hat die Planung und Bauausführung über einen Zeitraum von über 6 Jahren begleitet. Es wurden zunächst 4 Bauwerksentwürfe geprüft. Anschließend folgte die Prüfung der Ausführungsunterlagen für den Rückbau der insgesamt 10 Bestandsbauwerke, darunter das Ausschwimmen der Brücken im Stromfeld mittels Ponton. Im weiteren Projektverlauf wurden die Ausführungsplanung des Überbaus und der Unterbauten, die Werkstattplanung für den Stahlbau einschließlich schweißtechnischer Unterlagen und die Ausführungsunterlagen für sämtliche Baubehelfe sowie für Montage und Verschub geprüft. Ergänzend wurde eine durchgängige stichprobenartige Überwachung des Bauablaufs durchgeführt.

Weiterführende Informationen zur Bauweise Netzwerkbogen s. Geißler, K., Steimann, U., Graße, W.: Netzwerkbogenbrücken – Entwurf, Bemessung, Ausführung, Stahlbau 2008, Heft 3 ;  weiterhin Geißler, K.: Netzwerkbögen, Baustatik Tagung Dresden 2011, Netzbögen, Baustatik Tagung Dresden 2011

Ertüchtigung Chemnitzer Viadukt

Die GMG Ingenieurgesellschaft gratuliert den Preisträgern Frau Dipl.-Ing. Sandra Christein (DB InfraGO) und Dipl.-Ing. Steffen Oertel (KREBS+KIEFER) zum diesjährigen Sonderpreis Denkmal im Rahmen der Verleihung des Deutschen Brückenbaupreises.

Wir freuen uns, mit der bautechnischen Prüfung an zwei Bauwerken beteiligt gewesen zu sein, die 2025 mit dem Deutschen Brückenbaupreis geehrt worden sind.

Die heute ca. 120 Jahre alte Eisenbahnüberführung Chemnitzer Viadukt besteht aus vier Überbaureihen mit einer Gesamtlänge von 275 m und Breite von 17,50 m. In Längsrichtung sind mit ein- und mehrfeldrigen stählernen Balkenbrücken sowie je Überbaureihe zwei stählernen Bögen unterschiedliche Tragwerke aneinandergereiht.

Im Zuge der Bauwerkserneuerung für 2-gleisigen Betrieb erfolgte 2022 – 2024 eine Grundinstandsetzung, Verstärkung bzw. teilweiser Ersatz. Dabei wurden die historischen stählernen Bogentragwerke instandgesetzt und teilweise verstärkt. Die Fahrbahnen für die beiden inneren Überbaureihen mit den Richtungsgleisen wurden mit neuen Ortbetonplatten im Verbund mit den Bogentragwerken neu hergestellt. Alle inneren Balkenbrücken wurden durch Neubauteile als jeweils eingleisige, zweistegige Plattenbalken in Stahlverbundbauweise ersetzt.

Die beiden jeweils außen angeordneten Überbaureihen blieben in ihrer historischen Stahlkonstruktion im Wesentlichen unverändert und werden jetzt als Randweg genutzt. Stellvertretend für Themen, die UiG- und/oder ZiE-pflichtig waren, sind die Weiternutzung der historischen (jetzt teils betongefüllten) Stützen sowie die Weiternutzung bzw. der Nachbau der historischen Lager zu nennen. Weiterhin sollen auch neu hergestellte Heißnietverbindungen für tragende Bauteile besonders erwähnt werden.

GMG hat bereits Ende der 1990’er Jahre eine vollständige Nachrechnung der Eisenbahnbrücke durchgeführt und Sanierungsvorschläge unterbreitet. Bereits damals wurde seitens GMG ein ergänzendes Bauwerksmonitoring zur Kalibrierung des Tragsystems und Erfassung der Beanspruchungskollektive durchgeführt. Nach der späteren Entscheidungsfindung der DB InfraGO AG zur Ertüchtigung bzw. dem Teilersatzneubau des bestehenden Bauwerks wurde in den letzten Jahren durch GMG die bautechnische Prüfung der Planung und Bauausführung durchgeführt.

Weiterführende Informationen in Christein, S., Geißler, K., Schönberg, M.: Ertüchtigungsplanung Chemnitzer Viadukt aus der Perspektive des Prüfingenieurs. Bautechnik 101 (2024), Heft 7, Seite 404-414, Ernst & Sohn, https://doi.org/10.1002/bate.202400037